Und welche Bedeutung haben dabei Familie, Nation und Weltbürger?
Vielen von uns Deutschen stehen heute
die Haare zu Berge, wenn sie den Begriff „Nation“ hören. Sie bezeichnen
sich deshalb viel lieber als „Weltbürger“ und verleugnen ihre Wurzeln.
Es ist daher – so meine ich – wichtig, sich über Folgendes klar zu
werden:
Wie wir wissen, wachsen Menschen am
besten in einer sich gegenseitig stützenden Gemeinschaft auf, einer
Gemeinschaft, die sich gegenseitig auffängt und unterstützt. Das war
schon in der Steinzeit so. Wer in seiner Kindheit eine solche
Geborgenheit in einer Gemeinschaft erfahren hat, hat 1) überlebt und 2) –
wie man auch sagt – gute Wurzeln entwickelt. Er ist gut verwurzelt,
geerdet. Die kleinste einer solchen Gemeinschaft ist zunächst die
Familie. Dann wird die Gemeinschaft allmählich größer: Kindergarten,
Schule, Freunde, Berufsleben, Studium, Arbeitsleben, die ganze Nation,
die ganze Welt. So könnte man in etwa die ideale Steigerungsform
beschreiben, wie ein Mensch in die immer größer werdenden Gemeinschaften
hineinwächst. Mit diesem schrittweisen Heran- und Hineinwachsen würde
normalerweise eine immer größere Sicherheit einhergehen, wobei der
Mensch sich dann zum Schluss auch auf der ganzen Welt selbstsicher und
mit Rückgrat (da er gute Wurzeln hat, die ihm Halt geben) bewegen kann.
Wenn ein Kind nun aber von klein auf
keine gute Gemeinschaft erlebt hat, weil es nur eine Mutter oder einen
Vater hatte, die oder der nicht vorhanden war oder keine Zeit für das
Kind hatte, das Kind also keine bis kaum Familie, also Geschwister,
Großeltern hatte, nur Menschen im Umfeld, die sich gegenseitig bekriegt
hatten, es im Kindergarten Probleme hatte, in der Schule gehänselt
wurde, durch schlechte oder mittelmäßige Noten diskriminiert und in die
Realschule, Hauptschule oder gar Sonderschule geschickt wurde, es
dadurch auch keine richtig guten Freundschaften knüpfen konnte, da es
nicht selbstsicher und unabhängig geworden ist, möglicherweise auch
durch Armut belächelt und ausgegrenzt wurde, es durch all das keine gute
Aussicht auf ein Berufsleben hat, weil es mit der Schule dann auch
nicht gut geklappt hatte, es also perspektivlos in eine trostlose
Zukunft schauen muss, etc., kann dieses Kind gesunde Wurzeln entwickeln,
um selbstsicher seinen Platz in der Welt einzunehmen? Eindeutig Nein!
Das Resultat eines solchen Heranwachsens ist vielmehr, dass dieser Mensch sich in der Welt unsicher bewegt, selbst im eigenen Umfeld, und sich dadurch von anderen abhängig macht und verstrickt. Probleme sind dadurch vorprogrammiert sowie Unsicherheit im Umgang mit allem Fremden. Ein solches Kind wird zu einem Menschen, der stark Gewohnheiten verhaftet bleibt, auch wenn diese schädlich sind, weil sie ihm ein Gefühl der Sicherheit vermitteln.
Das Resultat eines solchen Heranwachsens ist vielmehr, dass dieser Mensch sich in der Welt unsicher bewegt, selbst im eigenen Umfeld, und sich dadurch von anderen abhängig macht und verstrickt. Probleme sind dadurch vorprogrammiert sowie Unsicherheit im Umgang mit allem Fremden. Ein solches Kind wird zu einem Menschen, der stark Gewohnheiten verhaftet bleibt, auch wenn diese schädlich sind, weil sie ihm ein Gefühl der Sicherheit vermitteln.
Menschen, denen es an den
Grundbedürfnissen von Geborgenheit und Zuwendung, Liebe und
Gemeinschaftsgefühl, Lob und Anerkennung gemangelt hat, dessen
Saugbedürfnis durch eine nicht stillende Mutter nicht erfüllt wurde (wir
sind immerhin Säugetiere), sind im Leben extr-em unsicher. Sie konnten
keine Wurzeln entwickeln, sind labil und Sucht gefährdet und hängen ihr
Fähnchen dadurch leicht in den Wind, was sie erpressbar und abhängig
macht.
Das Beispiel mit dem Baum ist für mich
in diesem Zusammenhang immer sehr anschaulich. Diese Menschen konnten
sich nicht wie ein gesunder Baum stark verwurzeln und haben deshalb auch
große Not, sich zu entfalten, das Beste aus sich herauszuholen, weil
sie viel zu sehr damit beschäftigt sind, sich irgendwo festzuhalten.
Vielen dieser Menschen wurde von klein auf durch ihre Unsicherheit
eingebläut, dass sie nichts taugen, niemand sind (die so genannten
Loser). Ihre Äste verkümmern also und sterben ab, da es keine bis
schlechte Wurzeln gibt. Es hätte aber ein wunderschöner Baum aus ihnen
werden können! Solche Menschen knicken – wie die Bäume mit schlechten
Wurzeln – bei jedem größeren Sturm leicht um. Man kann auch sagen:
Dieser Mensch wurde nicht genug genährt. Er leidet sozusagen an
Unterernährung, was viele mit unnötig viel oder kalorienreichem Essen
kompensieren. Aber natürlich kann das kein wirklicher Ersatz für gute
Wurzeln und Standhaftigkeit sein. Aber eins ist auch klar: Dieser Mensch
kann nichts dafür, dass er diese Probleme hat. Verurteilungen sind also
völlig fehl am Platz.
Nun bleiben auch viele Menschen, bei
denen das ein oder andere Grundbedürfnis doch irgendwie gestillt wurde,
irgendwo in der Mitte stecken. Es geht nicht weiter. Vielleicht zwischen
Schule und Beruf, zwischen Studium und Arbeitsleben oder sie hatten
Glück, fanden eine Stelle, bleiben dort aber viele Jahre am selben
Arbeitsplatz oder zwischen Arbeitsleben und Welt stecken. Sie hören auf
zu lernen, sich weiter zu entwickeln. Das ist – denke ich – bei der
Mehrzahl der Menschen so. Sie sind mit dem zufrieden, was sie haben und
tun, weil sie sich nicht mehr zutrauen und weil sie nicht den Mut haben,
sich vom Vertrauten und Gewohnten zu lösen. Sie trauen sich auch oft
nicht, ihre Träume zu leben. Viele leben nach dem Motto: Bildung ist nur
was für Schule und Studium. Ist diese Zeit beendet, brauche ich nichts
mehr zu lernen. So stagnieren viele Menschen in den letzten Jahrzehnten
ihres Lebens, gehen nur – wenn überhaupt – irgendwelchen Hobbies nach
und versuchen, ihr Glück, ihren inneren Mangel, der unweigerlich damit
einhergeht, mit materiellen Dingen, Ablenkungen oder tollen Urlauben zu
kompensieren. Doch richtig befriedigend und dauerhaft glücklich machend
ist das logischerweise nicht. Denn, instinktiv weiß der Mensch, dass das
nicht alles sein kann. Er fühlt sich innerlich leer, auch wenn
äußerlich reich. Aber er will sich diesem inneren Wissen gewöhnlich
nicht stellen, und so wird auch hieraus eine Sucht, nach immer mehr
Ablenkung, immer mehr Materiellem und nach immer mehr
Ersatzbefriedigungen.
Das alles bedeutet, dass ein Mensch nur
dann gut verwurzelt ist, wenn seine Grundbedürfnisse allesamt von klein
auf größtenteils gestillt wurden. Nur ein Mensch, der Liebe erfuhr, kann
auch ein wirklicher Mensch (Humanist) werden bzw. Liebe weitergeben,
auch andere Menschen achten und respektieren. Er kann sich entfalten,
seinen Platz in der Welt einnehmen und zu einem toleranten Weltbürger
werden, der von anderen Kulturen lernt, der neue Sichtweisen annimmt und
neue Erfahrungen macht, die sein Bewusstsein, sein Wissen, seine
Kenntnisse stetig erweitern. Er ist im ständigen Fluss des Lebens. Er
braucht keine Machtkämpfe, da er in seiner inneren Mitte ist, Körper,
Geist und Seele im Einklang. Er ist innerlich stark und erfüllt.
Langeweile kommt bei einem solchen Menschen nicht auf, weil er sich
selbst genügt. Verstrickungen und Abhängigkeiten gibt es so kaum. Und
ein wichtiger Punkt sei zum Schluss gesagt: Ein Mensch mit guten Wurzeln
hat inneren Frieden und kann somit auch äußeren Frieden mit anderen
leben.
Fazit:Wenn wir alle künftig die Grundbedürfnisse unserer Kinder erkennen und stillen, ihnen viel Liebe und Geborgenheit geben und sie in unterstützenden Gemeinschaften aufwachsen lassen, dann ist das die einzige Chance, auf dieser Welt wirklich dauerhaften Frieden zu erlangen. Es heißt nicht umsonst: Kinder sind unsere Zukunft! (K.D.)
Bildquellenangabe:
ranunkelingelb / pixelio.de
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